Floskeln-die Kunst zu sprechen, ohne etwas zu sagen

Manchmal trifft man Menschen, die man nicht kennt und muss mit ihnen kommunizieren. Man geht auf eine Party oder ein Geschäftsessen und sitzt nun Menschen gegenüber, die man nicht kennt. Eigentlich hat man kein Interesse an ihnen, muss sich aber unterhalten. Dabei will man aber auch nichts über sich verraten, will nicht anecken und nicht auffallen. Dem Gegenüber geht es natürlich genau so.

Was tut man nun, wenn man sich nicht den Abend über in Schweigen hüllen möchte? Man beginnt den Gegenüber mit unverbindlichen Floskeln zu überschütten und hofft, der Andere kommt aus seinem Versteck. Es folgt ein gegenseitiges Abklopfen auf Interessen und Ansichten.

Niemand möchte etwas von sich preisgeben und möglichst viel aus dem Anderen heraus kitzeln. Ein armseliges und langweiliges Spiel.

Warum zeigt eigentlich niemand, für was er/sie sich interessiert, was man schön oder mies findet. Warum verstecken wir uns hinter einer Mauer von austauschbaren Bemerkungen, die nichts sagen und von niemandem gehört werden wollen? Warum kann niemand seine Meinung haben und vertreten?

Wir verschwenden auf diese Weise so viel Energie und Zeit. Wenn die Gesprächspartner dann später endlich „aufgetaut“ sind, und man über ein wirklich gutes Thema plaudern kann, ist der Abend dann meist bald zu ende. Die meiste Zeit verbringt man mit nutzlosem, langweiligem „Kommunikationsbrei“.

Wir verschwenden unsere Zeit. Durch ein überzogenes Sicherheitsdenken und übertriebener „political correctness“ berauben wir uns selbst der Möglichkeit für echten Meinungsaustausch und anregende Gespräche. Zumal man ja heuer nicht zuviel eigenständiges Gedankengut äußern sollte. Schnell wird man ja in eine politische Schublade gesteckt, wo man eigentlich gar nicht hingehört. Da reicht manchmal ja schon der Musikgeschmack oder eine Meinung, die vom Mainstream der gleichgeschalteten Medienbranche abweicht, und man wird abgestempelt und unter XYZ abgeheftet.

Mich langweilen solche Gespräche. Es ist mir einfach zu anstrengend, nirgends eine Kante oder Reibungsfläche bieten zu dürfen. Immer schön in Deckung zu bleiben und das Schiff des Gespräches im seichten Küstenwasser dahinplätschern zu lassen. Darauf kann ich auch in Zukunft gern verzichten.

Ich habe eine Meinung, die ich auch gern laut vertreten möchte. Gegenmeinungen sind unbedingt erwünscht und gewollt. Daraus formen sich die besten Gespräche und es findet ein echter Austausch statt. Manchmal geht dabei auch etwas zu Bruch, aber meist ergibt sich ein neuer Kurs, der durchaus interessant sein kann.

Also, Schluss mit Smalltalk! Redet wieder miteinander und nicht aneinander vorbei!

Amen!

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