Selbstfindung? Wozu?
Wer Selbstfindung betreibt ist unzufrieden mit dem Leben. Unzufriedenheit und Unglück hat den Wunsch nach Veränderung, Heilung und Umdenken gefördert. Wer Selbstfindung sucht, hat sich selbst irgendwo im Dschungel des täglichen Lebens verloren. Viele Menschen wollen sich heutzutage wieder selbst finden. Sie reisen dann zu exotischen Plätzen, buchen Schweigeworkshops in Klöstern oder besuchen Yogakurse.
Natürlich helfen Ortswechsel. Sie brechen gewohnte Strukturen auf und können so einiges fördern. Notwendig sind sie aber nicht unbedingt. Das Gepäck aus Problemen und Sehnsüchten wird uns überall hin folgen und verfolgen. Das Problem ist nicht an Orte oder Menschen gebunden, sondern sitzt meist tief in uns. Und nur dort kann man es suchen.
Doch was ist das „Selbst“? Ist es ein kompaktes Gefühl des Glücks oder der Zufriedenheit? Ist es ein einziges Teil ? Ist das Selbst vielleicht ein Konglomerat aus vielen einzelnen Komponenten, die zusammengesetzt erst unser Selbst ergeben? Und zum Schluss: Ist dieses Selbst das ganze Leben unveränderlich, oder verändert es sich stetig weiter?
Viele Fragen, schwierige Antworten. Doch man sollte sich Gedanken darüber machen, ehe man zu radikalen Veränderungen schreitet.
Das Selbst besteht ja aus uns, unseren Vorstellungen, Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten, Neurosen und Träumen. Es ist also wie ein Puzzle aus vielen Teilen. Manchmal passen einige Teile nicht mehr zum Rest des Puzzles und stören dadurch das Gesamtbild. Deswegen muss man nicht gleich das ganze Puzzle zerstören und wegwerfen.
Das Puzzle des Selbst
Als erstes steht eine Inventur des eigenen Ichs an. Graphische Darstellungen zeigen immer am einfachsten an, wo Schwachstellen zu finden sind. Aus dem systemischen Coaching ist eine einfache Methode bekannt, die sich „Kreis des Lebens“ nennt.
Dazu zeichnet man einen großen Kreis. Nun wird wie bei Tortenstücken, die je nach Wichtigkeit unterschiedlich groß ausfallen, alle im Moment wichtigen Aspekte unseres Seins eingezeichnet. Partnerschaft, Job, Erfolg- alles was wichtig ist, kommt hinein. Wenn die Partnerschaft am wichtigsten ist, ist sie auch das größte Stück der Torte.
Jetzt zeichnen wir noch in die einzelnen Stücke ein (oder malen sie aus) wie zufrieden wir in den einzelnen Bereichen sind. Dabei entsteht ein momentaner Abriss unserer persönlichen Präferenzen im Leben, und wie zufrieden wir damit im Moment sind.
Eines wird dadurch klar: wo wir zufrieden und wo wir unzufrieden sind. Wir sehen dabei aber auch wie zersplittert der Begriff „Zufriedenheit“ ist. Es sind mehrere oder viele Teilgebiete, die uns zufrieden oder unzufrieden machen. Und wenn wir dieses Rad des Lebens nach einiger Zeit neu zeichnen, sind dort unter Umständen andere Bereiche zu finden, manche fehlen oder es sind völlig Neue dabei. Auch die Zufriedenheit ist vielleicht eine andere geworden.
Das Selbst finden
Alles ist im Fluss. Nicht alles ist schlecht, nicht alles super. Das ist das Leben, das sind wir! Kein Grund alles über den Haufen zu werfen. Wir haben uns nie verloren, nur vielleicht verdrängt oder vernachlässigt. Weil wir unsere innere Stimme nicht mehr gehört haben.
Wenn das so ist, sollten wir nach ihr suchen. Doch wir werden sie nicht an exotischen Orten finden, sondern immer nur in uns. Es wird Zeit für eine Meditation. Nicht einmal oder öfter, sondern täglich. Täglich zwanzig Minuten zur Innenschau sind keine Zeitverschwendung, sondern Notwendigkeit. Einmal am Tag den Geist leer machen vom Lärm des Lebens. Nur so können wir die leise Stimme unseres Selbst wieder hören.
Sie sagt uns am Besten, wie es uns geht und was geändert werden muss. Wir müssen nur wieder lernen zuzuhören. Dann brauchen wir auch kein Rad des Lebens und keine exotischen Orte zur Selbstfindung.
Wir sind selbst der schönste Ort der Welt und so unendlich groß und frei, wie wir selbst es wollen!
Ich wünsche euch eine schöne Plauderstunde mit eurer inneren Stimme! Lasst es euch gut gehen!
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