„Du kannst den Pfad nicht beschreiten, solange du nicht selbst der Pfad geworden bist.“
Zitat aus dem Zen-Buddhismus
Der achtfache Pad ist weiter nichts als eine Anleitung zu einem erfüllten und glücklichen Leben. Er ist die Grundlage des Buddhismus und des Zen. Nur wer die Grundsätze der vier edlen Wahrheiten und des achtfachen Pfades verinnerlicht und einhält, wird den Weg zur Erleuchtung finden. Der achtfache Pfad stellt aber auch gleichermassen die Grundlage eines Lebens in einem sozialen Verbund dar. Dort führen die selben Grundlagen zu einem harmonischen Miteinander. Missachtet man diese Regeln, kommt es zu sozialer Isolation, zu Gewalt und Leid.
Der achtfache Pfad hat seine Entsprechung in den zehn Geboten der Christenlehre. Man kann beide aber nicht direkt vergleichen, da der achtfache Pfad eher eine Empfehlung zur Vervollkommnung des Geistes darstellt; wogegen die zehn Gebote als Gebote-als Gesetze-zu verstehen sind.
1. Rechte Einsicht
Zunächst muss man die vier edlen Wahrheiten kennen und verstehen. Nur dann kann man sein Leben und viele tägliche Situationen nach Ursache und Wirkung, Entstehung und Verringerung von Leid durchdenken und Ergebnisse sehen. Nur wer sein Leben genau unter die Lupe nimmt, kann verstehen woher seine innerliche Leere oder der unterschwellige Schmerz kommt. Warum man unbedingt jede Überstunde mitnimmt und dadurch die eigene Familie vernachlässigt, um sich das dicke Auto zu leisten-nur um den gehassten Nachbarn zu übertrumpfen… Weil man auf dessen Wagen neidisch ist. Und das es ja eigentlich nur Leid auslöst, weil die Finanzierung das monatliche Budget auslastet und man sich nichts weiter leisten kann. Und weil man mit einem kleineren Auto genauso gut, aber viel ruhiger und ohne Überstunden und Stress leben könnte. Die Ursache ist bei diesem Beispiel einfach nur Gier. Das Anhaften an materiellen Dingen, die unnötig sind. Die Wirkung ist Vernachlässigung der Familie und Verzicht auf andere schöne oder wichtige Sachen. Das verursacht Stress und Spannungen innerhalb der Familie und damit Leid bei jedem Einzelnen. Leid, das sich vermeiden lässt. So kann man sich viele Dinge und Situationen nach den vier edlen Wahrheiten durchdenken. Oft erkennt man dabei viele Ursachen, die unnötig sind und nur unnützes Leid hervorbringen. Wenn man das erkannt hat, ist es wie eine kleine Erleuchtung. Es ist ein kleiner Schritt auf dem langen Weg zur Erleuchtung. Und wenn diese Einsichten einmal manifestiert sind, kann man zur Umsetzung schreiten.
2. Rechter Entschluss
Am Anfang des Weges steht der Entschluss ihn zu beschreiten. Nur wenn der Wille auch stark genug ist, wird man den Weg auch gehen können und alle Hindernisse meistern. Der Weg heisst in diesem Falle Buddhismus oder Zen. In unserer Zeit gibt es viele Wege, um Erleuchtung zu erlangen. Nur muss man sich auch für einen Weg entscheiden. Auf jedem Weg wird es Hindernisse und Enttäuschungen, aber auch Glück und Erfolge geben. Man muss aber auch auf dem eingeschlagenen Pfad bleiben. Wer sofort umkehrt, wenn es schwierig wird, kann nie zum Ziel kommen. Im Zen heißt der Wille, den Weg des Zen zu gehen, Bodhi-Geist. Der Bodhi-Geist des Schülers muss stark sein. Ein Zen-Lehrer wird niemals missionieren. Er wird auf den Schüler warten. Nur wenn der Wille stark genug ist und der Schüler von allein zum Lehrer kommt, kann er auch unterrichtet werden. Der Weg zu geistiger Klarheit oder Erleuchtung ist nie einfach, in keiner Religion. Aus diesem Grund braucht es nicht nur die rechte Einsicht, sondern auch den rechten Entschluss auf dem Zen-Weg zur Erleuchtung zu finden.
3. Rechte Rede
Wir leben im Zeitalter des ununterbrochenen Kraches ! Unsere Welt ist laut und voller Gespräche. Viele sind gut, viele sind aber auch unnötig. Viele sprechen zu viel, sagen aber inhaltlich nichts, oder noch schlimmer, sagen Dinge die verletzen und Lügen beinhalten. Das Geplapper der Welt ist ein ununterbrochenes Grundrauschen, das an uns beiläufig vorbeizieht. Politiker sind Meister im Nichts-sagen. Stundenlanges Reden ohne Sinn und Inhalt ist ihr Beruf. Damit wird aber auch unsere Zeit verschwendet und wir verlieren das Interesse an echtem Gedankenaustausch. Die Reizüberlastung ist ein Gift unserer Zeit. Im Buddhismus unterscheidet man zwischen der Lüge, entzweienden Reden, hartem (beleidigenden) Reden und (sinnlosem) Geplapper. Man sollte schon genau überlegen, was man wo, wie und wann sagt. Beleidigungen und sinnloses Geplapper, „herziehen“ über Kollegen und Freunde kann man vermeiden. Das alles ist unrechte Rede. Es verschwendet unsere Zeit und schafft Leid, bei uns und auch bei anderen. Nur wer im rechten Moment das rechte sagt, in einer rechten Art und Weise, dem wird man auch zuhören.
4. Rechte Tat
Die „rechte Tat“ ist genauso ein wichtiger Punkt im sozialen Zusammenleben. Die rechte Tat setzt sich zusammen aus: nicht töten, nicht stehlen und sittlich leben. Jeder Punkt davon ist wichtig im sozialen Zusammenleben. Wer stiehlt, tötet oder fremdgeht verursacht Leid, bei anderen und auch bei sich selbst. Wer auch nur den Funken eines Mitgefühls für andere hegt, wird durch unrechte Taten ein schlechtes Gewissen bekommen und keine Ruhe mehr finden.
5. Rechter (Lebens)Wandel
Rechter Wandel bedeutet sein Leben so zu führen, dass Leid vermieden wird. Das zählt im privatem wie auch im beruflichen Leben. Wer als Soldat sein Lebensunterhalt verdient und dafür eventuell töten muss, sollte über seinen Beruf nachdenken. Aber es muss auch nicht so extrem sein. Ein Politiker, der Gewissensbisse beim Belügen seiner Wähler spürt, wird immer Leid empfinden. Aber auch ein Söldner kann zum Helfer beim Wiederaufbau werden und ein Politiker zum Wohle der Menschen arbeiten. Manchmal sind nur kleine Schritte nötig, um sein Leben zum Besseren zu ändern. Wichtig ist, sein Leben aus einer neutralen Position heraus zu betrachten und die richtigen Schritte zu unternehmen, um Leid zu vermeiden.
6. Rechtes Streben
Das rechte Streben ist einer der schwierigeren Punkte. Rechtes Streben bedeutet nichts anderes als nicht aufzugeben. Unser Leben ist im Fluss und es geht mal auf und mal abwärts. Auch in schlechten Zeiten sein Ziel nicht aufzugeben, das ist schwer. Nicht jeden Tag bringt die Meditation Freude, manchmal auch Schmerzen. Nicht jeden Tag kann man verhindern das Leid entsteht. Oft hat man den Eindruck nicht weiter zu kommen. Auch an solchen Tagen muss man weiter machen. Auch wenn man nur zwanzig Minuten meditieren kann und nicht eine halbe Stunde wie sonst, sollte man wenigstens die zwanzig Minuten sitzen. Auch sollte man nicht zu viel erwarten. Erwartung weckt Begierde auf Neues wie Erleuchtung oder dramatische Erfahrungen. Erwartung ist Anhaften und verursacht Leid. Rechtes Streben ist Disziplin, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Ohne Erwartung auf Ergebnisse. In unserer heutigen Zeit ist man gewohnt sofort Ergebnisse zu sehen. Einfach nur nach bestem Gewissen und mit best möglicher Tat ohne Erwartung seinen Weg zu gehen, das ist rechtes Streben.
7. Rechte Wachheit
Rechte Wachheit beschreibt das Leben im hier und jetzt. Achtsamkeit zu üben in jedem Augenblick, jeden Moment sich seiner selbst und allem anderen bewusst zu sein. Nur wer aufmerksam sich selbst und sein Leben betrachtet, kann auch bewusst den achtfachen Pfad beschreiten. Nur derjenige sieht seine Fehler und die Hindernisse die er bezwingen muss. Nur durch Achtsamkeit kann man aktiv Leid für sich und andere vermeiden. Nur wer Achtsam mit sich und seiner Umwelt umgeht, kann das Leben ohne Leid geniessen. Nur wer wach durch die Welt geht, der sieht, hört, fühlt und schmeckt das wahre Leben. Der lässt sich nicht durch die Medien und durch die Politiker belügen. Und nur derjenige lässt sich auch nicht vom Pfad abbringen. Nur derjenige vermeidet es, durch seine Taten Leid bei anderen und dadurch auch bei sich hervorzurufen.
8. Rechte Versenkung
Versenkung bedeutet im Zen Meditation. Nur in der Meditation wird sich der rationale Teil unseres Verstandes und das emotionale Empfinden zu einer Erkenntnis, der Erleuchtung, vereinen. Auch wenn man den achtfachen Pfad und die vier edlen Wahrheiten als logisch empfindet und rational verstanden hat, wird erst in der Meditation, in der absoluten Versenkung, alles zu einem großen Ganzen. Eine Erfahrung kann man in allerkleinsten Details beschreiben und rational nachvollziehen. Erleben kann man aber auf diesem Weg die Erfahrung nicht. Man muss es selbst ERFAHREN. Und das muss jeder selbst tun. Ohne Erwartung und ohne Druck. Eine Erfahrung um der Erfahrung willen. Man sitzt um des Sitzens willen. Bei jeder Meditation wird man etwas tiefer in sich selbst vordringen. Nicht immer wird es schön sein, aber nie umsonst.
Ein schlauer Mensch hat mal gesagt: „Religion ist der Erfahrung eines anderen zu glauben. Spiritualität ist, eine eigene Erfahrung zu haben.“
Zeit ist dabei relativ. Und man lernt dabei den Begriff „relativ“ wirklich zu verstehen. Manche Menschen schreiten ihren Weg ins Samadhi schnell ab, andere langsamer. Aber nicht das Ergebnis zählt, sondern der Weg, die Erfahrung ist das Ziel. Dabei müht man sich nicht für eine Gottheit oder eine religiöse Erfahrung, sondern für sich selbst. Wer den Weg geht, gestaltet sein Leben aktiv selbst und führt ein an Erkenntnis reiches, glückliches und erfülltes Leben.
Nicht mehr und nicht weniger !
Zum Thema weiterlesen:
https://steffen-grimmling.de/achtsamkeitsmeditation/
Möchten Sie diese Seite mit einer Spende unterstützen?